Vor 400 Jahren – eine erste vollständige Karte des Herzogtums Pommern

Die Lubinsche Karte (auch Große Lubinsche Karte) ist ein Kartenwerk, das der Rostocker Gelehrte Lubinius im Auftrag des Herzogs Philipp II. von Pommern zwischen 1610 und 1618 erarbeitete.

Die Karte im Maßstab 1:235.000 zeigt alle damaligen Städte und Siedlungsorte. Sie maß 1,25m mal 2,21m. Es war die erste vollständige Karte des Herzogtums Pommern, eingerahmt mit einem äußeren Band mit den Ansichten von 49 Städten und einem  inneren Band mit den Wappen von 335 pommerschen Adelsfamilien. Die Lubinsche Karte bildete bis ins 18. Jahrhundert die Grundlage der gedruckten pommerschen Landkarten. So hat auch Blaeu die Darstellung Pommerns in den „Atlas Blaeu“ (Vergl. auch unsere Mitt. Nr. 152) übernommen, wie Dr. Haik Porada im 17. Baltische Gedätengespräch berichtete. 

Der kunstinteressierte Herzog Philipp II  von Pommern-Stettin (1573 – 1618, Herzog seit 1606) hatte bereits in seinen ersten Regierungsjahren die Nutzen einer kartographischen Landesaufnahme seines Herrschaftsgebietes für die Verwaltung des Landes erkannt. Sein Ziel  war die Erstellung einer Chronik Pommerns, die durch eine Landkarte und weitere Illustrationen bereichert werden sollte.

Den Auftrag zur Erstellung der Landkarte erhielt 1610 der an der Universität Rostock lehrende Professor und Rektor  Eilhard Lubinus (geboren 1565 in Westerstede als Sohn eines Pastors, gestorben 1621 in Rostock). Dieser hatte bereits 1609 sein erstes kartografisches Werk fertiggestellt, eine Karte von Rügen. Sie erschien als  Kupferstich bei Hondius 1609 in einer späteren Auflage des  Mercator-Atlas.

Zur Vorbereitung der Pommernkarte erstellte Lubinius zunächst eine123 Seiten starke Expertise mit der Vorplanung und begann 1612 mit der Aufnahme -  vor 400 Jahren. Philipp II. und der die Arbeiten an der Karte ebenfalls unterstützende Philipp Julius von Pommern-Wolgast  hatten ihre Beamten zur Hilfe verpflichtet. In 54 Tagen durchreiste Lubinius 1612 das Herzogtum zweimal. Er besuchte 152 Orte und legte dabei etwa 1500 Kilometer zurück. Er führte fast 6000 Ortsbesichtigungen durch. Zur Vermessung des Landes nutzte Lubinus die zu seiner Zeit verfügbaren Meßgeräte. Dazu gehörten ein Astrolabium zur Ortsbestimmung, der Jakobsstab zur Winkelmessung und Entfernungsbestimmung.     

1614 wurde sein Auftrag dahingegen erweitert, die Karte mit den Ansichten der pommerschen Städte, den Abbildungen der Wappen des pommerschen Adels sowie den Abbildungen der Herzöge zu ergänzen. Städte und Verwalter wurden schriftlich gebeten, Ansichten ihrer Orte zur Verfügung zu stellen.            

1617 durchreiste Lubinus noch einmal Pommern, Ende des Jahres begannen die Kupfersticharbeiten. Nikolaus Geelkercken führte die Arbeiten durch, angestellt beim Sohn des Amsterdamer Verlegers und Kartographen Hondius  (jener hatte Im Jahr 1604 die Druckplatten von Mercators Weltatlas gekauft). Philipp II. erlebte die Fertigstellung des von ihm in Auftrag gegebenen Werkes nicht mehr, er starb 1618. Im November des gleichen Jahres konnte Lubinus einige Exemplare aus der ersten Auflage der Karte, die auf 20 bis 30 Stück geschätzt wird, im Schloß Wolgast an Herzog Philipp Julius überreichen. –            

In den von Jörg Scheffelke organisierten Baltischen Geodätengesprächen wurde 2009 und  2011 über die Lubinsche Karte berichtet, vergl. unsere Mitt. Nr. 317 und DVW-Nachrichten in zfv 1/ 2012 S. n-5 bis 6. Weitere Quelle: Wikipedia. Unsere Leser finden bei Wikipedia auch die Möglichkeit, die Lubinsche Karte so weit zu vergrößern, daß Einzelheiten gut zu erkennen sind  - und so auch der historisch hochinteressante Detailreichtum dieses 400 Jahre alten Kartenwerkes.