Wilhelm Olbers – faszinierende Spuren im früheren Schlesien

Eine im äußeren Format kleine und doch ganz große Rarität hat Manfred Spata gefunden, unser Eratosthenes-Preisträger 2003.

Die dem Redakteur dieser Seiten zugesandte „biographische Skizze“ ist überschrieben mit „H.W.M. Olbers, Arzt und Astronom“ und verfasst von Prof. Dr. J. Fiedler. Veröffentlicht 1868 als Hauptartikel im Jahresbericht des Königlichen katholischen Gymnasiums zu Leobschütz in Schlesien „…. zur feierlichen Entlassung der Abiturienten am 15. August….“(1868).

Wir haben auf dieser Seite mehrfach die engen Verbindungen von Wilhelm Heinrich Matthias Olbers (1758 – 1840) in Bremen zu Friedrich Wilhelm Bessel (1784 – 1846) beschrieben (vergl. u.a. Mitt. 157, 262, 266, 517), wobei vor allem das Leben von Bessel in seinem Wirken für die Geodäsie im Mittelpunkt stand. Beider erste Begegnung fand 1804 statt, als der 20-jährige Bessel dem Wilhelm Olbers seine erste wissenschaftliche Arbeit übergab, eine Kometenbahnberechnung. Später tauschten sie astronomische Erkenntnisse aus, bei Bessels Forschungen in Lilienthal bei Bremen. 1811 erwirkte Olbers für Bessel eine Ehrenpromotion der Universität Göttingen, um ihm damit für seine Professur an der Universität Königsberg den notwendigen akademischen Hintergrund  zu eröffnen – beide großen Wissenschaftler blieben lebenslang eng verbunden.

Wie J. Fiedler in seinem o.a. Beitrag schrieb, sah Olbers Bessel als „ein Genie, welches entdeckt, gewürdigt und gefördert zu haben“ er selbst als sein größtes Verdienst um die Astronomie bezeichnet hat. Und Bessel schrieb seinerseits: „Aber auch ich habe ihn verehrt. Er war mir der edelste Freund; 175 Briefe, die ich von ihm besitze, sind schriftliche Beweise meines Rechts, meine Verehrung über die Grenzen der Wissenschaft auszudehnen. Hunderte Stunden sind mir in seiner Gegenwart unvergesslich geworden….“

Die Persönlichkeit von Olbers trat bisher bei uns hier meistens in den Hintergrund. Doch über Johann Friedrich Benzenberg und seine große Jugendliebe zu Olbers‘ Tochter Doris war dieser ebenfalls deutlich in unserem geschichtlichen Blickfeld (vergl. von 1999 www.haraldlucht.eu )   Die o.a. umfangreiche Biographie von 1868 über Olbers dokumentiert über 90 Literaturstellen - und man bewundert, wie umfassend Herkunft, Leben und Wirken „jenes berühmten Arztes in Bremen und nebenher astronomischen Volontair’s, bei dem aber die Meister von Beruf sich Raths erholten,“ (mitgeteilt werden). „Dieses ganz patriarchalische Leben war dem Wohle der leidenden Menschheit, der Arbeit, dem Studium und dem Nachdenken gewidmet, gekrönt durch die besten Erfolge. Ein solches reiches geistiges Leben muss auf die heranwachsende Jugend anregend wirken,“ schrieb Fiedler, seines Zeichens Professor und Oberlehrer für Physik und Deutsch am Königlichen Gymnasium zu Leobschütz im früheren Schlesien.