Wir erinnern an Professor Dr.-Ing. Horst Peschel

Geboren heute vor 100 Jahren. Horst Peschel war lange Professor für Landesvermessung und Katasterwesen an der Technischen Hochschule Dresden und 15 Jahre Ordentliches Mitglied der Deutschen Geodätischen Kommission bei der bayerischen Akademie der Wissenschaften in München seit 1952 - als Dresdner!

1967 musste zu er seinem großen Bedauern aufgrund der politischen Gegebenheiten aus der DGK austreten. Ihr Berichterstatter erinnert sich sehr gerne an eine persönliche Begegnung 1971 in Moskau bei der Tagung der Internationalen Assoziation für Geodäsie IAG. Offizielle Kontakte waren damals bereits von Seiten der DDR verpönt – dennoch gab es persönliche Gespräche, die in lebhafter guter Erinnerung geblieben sind. Unsere Professoren mußten in ihren Gesprächen manche Rücksicht nehmen und Prof. Horst Peschel sich sehr zurückhalten. Sein Hauptforschungsfeld war u. a. das Nivellement, mein Vortrag dort über Korrelationen im Präzisionsnivellement lagen auf der gleichen Ebene wie die Arbeit eines seiner Doktoranten. –

Horst Peschel wurde am 29. September 1909 in Dresden geboren. 1919 bis 1928 besuchte er die Annenschule in Dresden, 1928 Abitur. Sein Vater war Vermessungsingenieur.1928 bis 1932 folgte das Studium des Vermessungswesens an der TH Dresden, 1932 war er einer der ersten Diplomingenieure, Wissenschaftlicher Assistent am Geodätischen Institut der TH Dresden bei Prof. Werkmeister, 1936 Promotion, bis 1938 Referendar und 2. Staatsprüfung; 1938 bis 1939 freischaffender Vermessungsingenieur, dann bis 1944 Öffentlich bestellter Vermessungsingenieur.

Nach den Schrecken des Krieges mit dem Totalverlust aller Habe wurde Peschel 1950 zum Professor auf den wieder eingerichteten Lehrstuhl für Landesvermessung und Katasterwesen an der Technischen Hochschule Dresden berufen. Hier führte er u. a. 1952 die Große Vermessungsübung im Lehrfach Landesvermessung ein.  Er war  Mitbegründer der Zeitschrift „Vermessungstechnik“. Im Vorwort des ersten Heftes schrieb er: „Unsere Zeitschrift wird uns helfen, neue Freude an der Vielseitigkeit des schönen Vermessungsberufes zu gewinnen, sie wird ihm auch weitere Anerkennung verschaffen“ - sie erlangte bald ein hohes wissenschaftliches Renommee. Und er schrieb weiter „In ihr wird das Bewußtsein der Berufskollegen zum Ausdruck gebracht werden, daß Deutschland eine Einheit ist, die nicht durch willkürliche Schranken und Zonengrenzen zerrissen bleiben darf.“ –

1953 bis 1956 war Prof. Peschel Rektor der TH Dresden. Die Einrichtung der Zentralstelle für internationale Dokumentation der Geodäsie am Geodätischen Institut 1956 war sein Werk. Er bearbeitete die deutschen Ausgaben dreier russischer Lehrbücher von Sakatow, Urmajew, Molodenski und verfaßte etwa 60 Aufsätze in wiss. Fachzeitschriften. 1959 bis 1974 war Prof. Peschel  Präsident der Kammer für Technik (KdT) der DDR, später deren Ehrenpräsident. Nach der 1968 im Zuge der dritten Hochschulreform in der DDR vollzogenen Auflösung des Geodätischen Instituts der Technischen Universität Dresden war er 1969 bis 1974 Leiter des neu gebildeten Wissenschaftsbereichs Geodäsie. In der wissenschaftlichen Arbeit galt seine besondere Vorliebe dem Feld der Höhenmessung. Diese Forschungen gipfelten in der unter seiner Führung entwickelten praxisreifen und auch international genutzten Technologie des motorisierten Präzisionsnivellements. 1963 bis 1984 leitete Prof. Peschel das Nationalkomitee für Geodäsie und Geophysik der DDR und konnte so an den Generalkonferenzen der Internationalen Union für Geodäsie und Geophysik IUGG sowie der IAG teilnehmen – wie erlebt und oben geschildert. Daher rührten Freundschaften mit u. a. Prof. Dr. Rudolf Sigl und Prof. Dr. Helmut Wolf, den er aus gemeinsamer Studienzeit kannte.

Professor Dr.- Ing. Horst Peschel wird als ein verdienstvoller Forscher und großer Wissenschaftsorganisator gerühmt, der die Fähigkeiten eines Wissenschaftlers mit denen eines Praktikers vereinte. Für die meisten seiner Berufskollegen war er der Inbegriff eines Geodäten überhaupt, wohl der bedeutendste Geodät der DDR. Er starb am 11. 4. 1989 in Dresden. So war es war ihm nicht mehr vergönnt, die demokratische Wende und die Öffnung jener Grenze zu erleben, deretwegen auch er 1967 alle offiziellen Kontakte zu den wissenschaftlichen Kollegen im Westen hatte abbrechen müssen. – Am Dienstag, dem 17. November 2009, findet um 15:00 Uhr an der TU Dresden ein Gedenkkolloquium anläßlich des 100. Geburtstages von Prof. Horst Peschel  statt.

Quellen: Sächsische Biographie in http://isgv.serveftp.org/saebi/impressum.php; Mitgliederverzeichnis der DGK; Zimmermann, B.: Zur Erinnerung an Horst Peschel, zfv 2009 S. 263 - 264.