Wir erinnern an Professor Dr.-Ing. Walter Höpcke

Es war vor etwa 40 Jahren, der Verfasser dieser Zeilen erinnert sich noch immer gerne an einen Kolloquiums-Vortrag, in dem Professor Höpcke der Zuhörerschaft die Wirkung von Korrelationen in der Fehlerfortpflanzung überzeugend demonstrierte, mit Kreide an der Tafel – dem interaktiven Medium damaliger Zeit. Professor Dr.-Ing. Walter Höpcke leitete in bestechender Klarheit ab, wie die bis dato oft in der klassischen Fehlerrechnung ermittelten schmeichelhaft günstigen Genauigkeitsangaben von geodätischen Messungen (gerne als „innere Genauigkeit“ bezeichnet) durch realistische Genauigkeitsmaße ersetzt werden, wenn die Korrelation der Beobachtungen, ihre einseitigen, jedoch nicht-systematischen Abhängigkeiten von den Meßbedingungen berücksichtigt werden. Höpcke erkannte den Einfluß insbesondere von atmosphärischen Effekten auf benachbarte Beobachtungen. In der AVN 1968 finden wir dazu seinen hochinteressanten Aufsatz „Über Korrelationen in der Fehlerlehre“.

 

Walter Höpcke wurde am 19. 08. 1908 in Kiel als Sohn eines Lehrers geboren, besuchte die Oberrealschule in seiner Vaterstadt und studierte später Geodäsie an der TH  Berlin bei den Professoren  Eggert und Brennecke. Sein Weg in die Praxis führte ihn ab 1935 in das Reichsamt für Landesaufnahme, wesentliche Schaffensjahre wurden durch Krieg und russische Kriegsgefangenschaft 1941 bis 1949 blockiert. 1950 holte ihn Prof. Großmann für ein Jahr als wissenschaftlichen Assistenten an die TH Hannover, Beginn einer großen wissenschaftlichen Laufbahn. Höpcke geht jedoch zunächst Leiter als der Trigonometrischen Abteilung zum Landesvermessungsamt Hannover. Während dieser Zeit vollendet er seine Dissertation „Die Hannoverschen Libellenprüfer – Ein Beitrag zur Anwendung von Federgelenken und Lichtinterferenzen in geodätischen Instrumenten“. Ab 1954 folgt ein Lehrauftrag „Entfernungsmessung mit neueren physikalischen Mitteln“, 1961 eine Honorarprofessur, 1963 die Professor für Theoretische Geodäsie und 1968 (als Nachfolger von Prof. Großmann) bis 1975 für Allgemeine Vermessungskunde.

Sein Wirken in Praxis, Lehre und Forschung war zunächst geprägt von Arbeiten in großen Triangulationsnetzen, daraus entwickelten sich seine praktischen wie Forschungsschwerpunkte in der elektronischen Entfernungsmessung, den Einflüssen von Refraktion und Brechungsindex der Atmosphäre, bis zu grundlegenden Untersuchungen zur Korrelation geodätischer Beobachtungen. Er war Pionier des Einsatzes der Matrizenrechnung in der Ausgleichungsrechnung. Später förderte er sogar die Anwendung der mathematischen Statistik bei der Ermittlung von Grundstückswerten. 1980 erschien sein Lehrbuch „Fehlerlehre und Ausgleichungsrechnung“ im Verlag de Gruyter.

Professor Dr.-Ing. Walter Höpcke war 1967 bis 1968 Dekan der Fakultät für Bauwesen. Im Rahmen des Studiums der Geodäsie setzte er sich besonders für das Ergänzungsstudium ein (Anerkennung von Studienleistungen von FH-Absolventen), ebenso realisierte er  Kontaktstudien für die wissenschaftliche Fortbildung von Fachkollegen aus der Praxis. Prof. Höpcke betreute über 30 Dissertationen, davon 17 als maßgeblicher Initiator und Referent. Zahlreiche eigene Veröffentlichungen dokumentieren sein großes Schaffen. Walter Höpcke starb am 2. April 1995 in Hannover. Alle die ihn erleben durften erinnern sich an sein überlegen-klares Denken, seinen verständnisvoll-bestimmten Umgang mit seinen Studenten, Diplomanden und Doktoranten und seine gerne gegebene Anerkennung.

Quellen (in Auswahl): Walter Höpcke: Über Korrelationen in der Fehlerlehre, Zs. AVN 1968 S. 146 – 150, Festschrift Walter Höpcke, Wiss. Arb. der Lehrstühle für Geodäsie, Photogrammetrie und Kartographie an der TU Hannover Nr. 83 (1978), Wolfgang Pötzschner: Professor Höpcke 70 Jahre, Zs. AVN 1978 S. 380 – 382, Hans Pelzer: Professor Dr.-Ing. Walter Höpcke zur Erinnerung, zfv 1996 S. 136-137. Dokumentation der Mitglieder der Dt. Geodätischen Kommission.