100 Jahre Wild Heerbrugg

Das Unternehmen Wild Heerbrugg AG wurde vor einhundert Jahren gegründet.

Am 26. April 1921 wurde die „Heinrich Wild  Werkstätte für Feinmechanik und Optik“ im Ortsteil Heerbrugg der Gemeinde Balgach im Kanton St. Gallen gegründet; beteiligt waren als genialer Ideengeber der Geodät und Erfinder Heinrich Wild (1877-1951), der Unternehmer und Politiker Jacob Schmidheiny (1875-1955) und der Geologe und Photogrammeter Robert Helbling (1874-1954). Es war ein Meilenstein der Schweizer Geomatik.

Schwerpunkt der Fertigung waren zunächst der Bau optisch-mechanischer Messinstrumente, vor allem Theodolite der Baureihe T1, T2, T3 und T4. Später kamen Instrumente für die Photogrammetrie hinzu, die Luftbild-Reihenmesskammer RC-8 und die Stereoautographen A7 und A8. Daneben entwickelte sich das Unternehmen Wild Heerbrugg zu einem führenden Hersteller von Labor- und Stereo-Mikroskopen und Reisszeugen.  

Aufgrund seiner schlechten Erfahrungen bei der Hochgebirgstriangulation mit einem Theodolit herkömmlicher Bauart versuchte Heinrich Wild bereits 1905, einen neuen Theodolit zu konstruieren, der eine von ihm selbst aufgestellte Forderung erfüllte: Bei einfacherem Achssystem mit verdrehbarem Teilkreis sollten je zwei gegenüberliegende Kreisteile in beiden Lagen des Fernrohres abgelesen werden können, ohne dass der Beobachter seinen Platz vor dem Fernrohr verlassen müsse. Die Entwicklung von Nivellerinstrumenten bereicherte er durch revolutionierende Neuerungen: zylindrische Stehachse, integrierte Fußschrauben, Innenfokussierung und insbesondere die Koinzidenzlibelle.

Im Jahre 1932 schied Heinrich Wild aus dem Unternehmen aus und engagierte sich fortan in dem Aargauer KonkurrenzunternehmenKern & Co. AG. Dort entwickelte er insbesondere die Theodolitreihe DK1, DKM1, DM2 und DKM2 – erstmals mit Kugellager-Stehachse und Doppelkreis.

1986 fusionierte die Firma Wild mit der Ernst Leitz Wetzlar GmbH zum Wild Leitz-Konzern; 1988 wurde das Unternehmen Kern & Co übernommen (siehe Mitt. 727 und 768). Mit der Entstehung der Leica Holding B.V. verschwand 1990 der Name Wild; 1997 spaltete sich der Konzern auf in Leica Geosystems AG und Leica Microsystems.

Am 26. April wurde in Heerbrugg eine Ausstellung unter dem Titel „100 Jahre Innovation Heerbrugg“ eröffnet. Darin werden die Gegenwart und Zukunft aber auch die Vergangenheit der „Heerbrugger Innovationsmaschine“ gezeigt. An diesem Geburtstag ist auch eine neue Firmenchronik unter dem Titel „100 Jahre Innovation Heerbrugg“ von Eugen Voit, Jürg Dedual und Marco Rezzoli erschienen und ein App-basierter „Historischer Rundgang“ online gestellt worden (Stillfried, Besprechung in ZfV 5/2021, S. 364). In der Woche vom 8. November 2021 wird das Wild-Jubiläum schließlich auch vor Ort in Heerbrugg gefeiert. Am 10. November stehen (corona-abhängig!) sowohl der «Tag der Geomatik» wie auch die Fachtagung der Gesellschaft für die Geschichte der Geodäsie in der Schweiz (GGGS) auf dem Programm. Auch ein Besuch der Ausstellung in Heerbrugg wird bei dieser Gelegenheit möglich sein. Weitere aktuelle Informationen finden sich auf der Jubiläumswebsite www.200swissgeo.ch.